Monday, Monday

Montag morgen, kurz nach 8 im Hörsaal des Gebäudes DE15 der TUHH:
gute 50 recht unausgeschlafene Studenten sitzen mehr oder weniger gerade auf den unbequemen Holzklappsitzen und harren der Dinge die der neue -uns unbekannte- Prof da vorne wohl von uns will. Er steht da schön angelehnt an seinen bereits einmal provisorisch mit Klebeband zusammengeklebten Zeigestock.

Der OHP wirft flimmernd eine Folie an die Wand, die letzten Studenten begreifen, dass irgendetwas im Gange ist.
Es ist still, zu still.
Eifriges Kugelschreiberkratzen ist nun aus allen Richtungen zu vernehmen, er gibt uns wohl Zeit die Folie in unsere College-Blocks zu kopieren. Vereinzeltes Schulterzucken, vornehmlich dort, wo garnicht erst angefangen wurde abzuschreiben.

Dann, ein kleiner Schritt des Profs nach links, der Zeigestock wird drohend einmal gedreht, landet dann aber nur auf der Lehne eines Stuhles der ersten beiden unbesetzen Reihen.
"Ich möchte noch etwas zum Ablauf der Vorlesung sagen; es liegt an Ihnen, Sie können zuhause bleiben, wenn Sie meinen Sie könnten alles, wenn Sie sich allerdings dafür entscheiden hier zu bleiben, würde ich empfehlen mitzuschreiben. Sie können von mir aus Schlafen, wenn es sein muss auch Essen, solange sich ihr schnarchen und schmatzen in akustischen Grenzen hält, aber ich hasse es wenn während meiner Vorlesung geschwätzt wird. Und deswegen fangen wir gleich mal an: Sie da mit den längeren blonden Haaren und Ihr Nachbar mit dem karierten Hemd, entweder Sie kommen jetzt hier vorne in die zweite Reihe oder verlassen sofort diesen Saal."

Das hat gesessen, hektisches umgegucke, und vor allem von blonden Stundenten vergewisserung, dass der Nachbar kein kariertes Hemd trägt.
Die Angesprochenen sind gefunden, sie wollens noch nicht recht glauben, entscheiden sich dann aber für die Extrapause.

Mitfühlend und verständnislos geheuchelte Blicke derjenigen, die Augenkontakt mit den Rausgeschmissenen haben. Leichtes Grinsen auf den vom Prof und den Rausgeschmissenen abgewandten Gesichtern.

Die Tür klackt, es ist still, vereinzelt fällt ein leises "Puuh", die obligatorische Stecknadel fällt nicht.
"Alle fertig?"

Kopfgenicke um mich herum.

Der Prof scheint zufrieden, sucht die nächste Folie, währenddessen spreche ich mich mit meinem Nachbarn ab, auf dass er NIE ein kariertes Hemd zu Chemie tragen soll.


Montag mittag, kurz nach 13 Uhr, krampfhaft versuche ich mich an den genauen Wortlaut des Professors zu erinnern. Eingebrannt hat sich nur die Aussage die dahinter steckte: "Haltet gefälligst die Fresse wenn ich rede, und wenn Ihr nur ruhig sein könnt wenn Ihr schlaft oder etwas esst, dann tut das! aber leise!"

Morgen früh ist wieder Chemie, und ich muss noch mein Hemd bügeln...