Freitag, 13. Juni 2008 |
Zugegeben, Mass Effect hat seine Längen, insbesondere die horrend vielen Nebenquests mit Fahrten über praktisch leere Planeten nerven gen Ende, erst recht wenn die Planeten zerklüftet und hügelig sind und man auch noch mit der schrägen Fahrphysik des Autos kämpfen muss. Die Aufzugfahrten sind anfangs noch ganz amüsant, mit der Zeit werden aber auch die zu einer Qual, zumal ich mir sicher bin dass mein Rechner wesentlich weniger Zeit gebraucht hat um die Levels zu laden als ich im Fahrstuhl gestanden bin, aber letztendlich ist das alles zu verschmerzen.
Denn von diesen Designmacken abgesehen (und der arg konsoligen Steuerung die anfangs für einen PC-Puristen wie mich arg gewöhnungsbedürftig war) ist der einzige Makel den man dem Spiel anlasten kann ein gelegentlicher Fehler in der Darstellung der Schatten in den Gesichtern der Charaktere. Aber wer will schon pingelig sein? Das Spiel hat alles: Raumschiffe, Spacemarines, automatische Waffen, Aliens... und eine dicke Raumschlacht am Schluss. Wobei, und da wären wir wieder bei den Mängeln, mir persönlich war die Weltallballerei am Ende, wie schon Anno Dazumal in Kotor 1, viel zu kurz. Aber ich schweife ab, zurück zu den Großartigkeiten. Da wären zum Beispiel die Charaktere. Grafisch toll, keine Frage, aber viel wichtiger: Endlich mal Figuren in einem Spiel die einen wirklich überzeugen, bei denen man das Gefühl hat sie würden nicht nur dümmlich hinter einem herlaufen bis die nächste Zwischensequenz kommt. Und endlich mal realistische Dialoge - als Commander Shepard habe ich im Laufe von Dialogen viel mehr Leute umgenietet als ich es seinerzeit als finstrer Sithlord getan habe, und zwar nicht
Dass in den Kämpfen richtiges Kommandotrupp-Feeling aufkam tut sein Übriges um meine Sympathie für das Spiel ins Unermessliche zu steigern. Wenn ich mit dem Sturmgewehr im Anschlag und einem "Go go go!" auf den Lippen in einen Raum voller Feinde stürmen kann, in dem dann ein paar Sekunden später außer mir nur noch meine ebenso schwer bewaffneten Begleiter stehen, dann bin ich glücklich. Dass die Feinde ziemlich cool sind hilft wohl auch, viel mehr aber die überzeugende Mimik und die unglaubliche Coolness des Hauptcharakters, die ihren Höhepunkt hat als er am Ende, totgeglaubt, mit triumphierendem Grinsen aus den Trümmern seines Wirkens gekrochen kommt, nur um kurz darauf zu verkünden dass in Zukunft die Menschen die politische Führung der Galaxie übernehmen werden, und diese falls nötig mit eiserner Hand durchsetzen werden. Und am Ende steht er da Waffe in der Hand, und scheint nur darauf zu warten dass man ihm noch einmal ein paar tausend Feinde entgegenwirft - denn wenn er wütend ist, das hat er im Laufe der Handlung klargestellt, dann tötet er Dinge, selbst wenn es ehemalige Kameraden sind.
Was bleibt jetzt also noch zu tun? Ich habe mich als skrupelloser Soldat durch die Galaxie geballert und hemmungslos alle aus dem Weg geräumt die sich mir in selbigen gestellt haben (und auch einige die drauf und dran waren ihn von selber zu räumen), den Blick stets auf das höhere Wohl gerichtet und schnöde Einzelschicksale ignorierend. Die nächste Runde muss dann ja zwangsläufig diplomatischer ablaufen, und wo die Diplomatie versagt kommt dann Telekinese statt Kugeln zum Einsatz. Dann noch eine andere Hintergrundgeschichte für den Charakter auswählen, und das Spiel wird sich schätzungsweise komplett anders spielen.
Wenn Mass Effect 2 noch besser wird als der erste Teil, dann fürchte und bange ich jedenfalls um meinen universitären Abschluss...
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