Der Fettklops und der Krankenwagen

Auch mein unbändiges Wissen muss ja irgendwoher kommen, also habe ich mich vorhin mittels der glorreichen Erfindung weitergebildet die sich Fernsehen nennt. Da lief in der ARD ein Beitrag über irgendwelche Sozialwohnungen die renoviert und modernisiert werden sollten.
Der eigentliche Schwachsinn um den die Sendung sich drehte - nämlich dass ein dermaßen baufälliges Wohnhaus renoviert wurde statt es abzureißen und neu zu bauen, dass irgendein unterbelichteter Ökoprophet die glorreiche Idee hatte aus der Gasheizung eine Anlage zu machen die Pellets verbrennen kann (was sind auch schon dreihunderttausend Euro gegen einen dreißig Prozent niedrigeren Brennstoffpreis, der aufgrund der hohen Nachfrage nach Pellets stetig ansteigt?), und daneben gleich ein Gerät zur Erzeugung von Strom durch Wärme, und dass es auch nur einen einzigen Menschen auf der Welt gibt, der glaubt so viel Kosten durch die Pellets einzusparen, dass sich 1,5 Millionen Euro Investition irgendwann rentieren würden, geschweige denn gleich so viele, dass das Projekt in Angriff genommen wurde - der hat mich nur sekundär aufgeregt.
Auch die stark klischeeverdächtigen Bewohner des Hauses (ein Messie war dabei, ein fauler Sack der seine Frau die ganze Arbeit hat machen lassen, und natürlich diverse alte Damen die an allen Ecken und Enden gemeckert haben) waren eher zweitrangig.
Was ich an der ganzen Misere am schlimmsten fand, war die dicke schwangere Frau, deren drittes Kind wegen der Bauarbeiten zwei Wochen zu früh rausgeflutscht kam. Ich will ihr gar keinen Vorwurf machen dass sie Kinder in die Welt setzt die sie nicht versorgen kann, oder dass sie unfähig wäre diese zu erziehen, oder dass sie so dämlich ist dass sie ihre Gene auf keinen Fall in die nächste Generation übergeben dürfte. All das kann man höchstens mutmaßen, ähnliche Fälle sieht man ja zu Hauf in der Flimmerkiste, sicher kann man nicht sein, schließlich stand die Familie nicht im Mittelpunkt der Sendung.
Allerdings war die Frau einfach fett.
Die hatte nicht ein wenig Speck nach der Schwangerschaft, sie war einfach nur fett. Fettleibigkeit ist ja prinzipiell nichts Schlimmes, es gibt viele Menschen die durch Krankheit bedingtes Übergewicht haben. Schlimm wird es, wenn völlig gesunde Menschen zu viel essen und zu wenig abnehmen. Würden sie für sich alleine auf einer einsamen Insel leben wäre das natürlich völlig in Ordnung. Jeder soll so dick sein wie er sich am wohlsten fühlt. In einer Gesellschaft von Dünnen jedoch, sind die dicken fehl am Platze. Denn diese Frau hat ihr Kind in der Wohnung auf die Welt gebracht, und hat sich dann von den herbeigeeilten Sanitätern (das waren wahre Helden) in den Krankenwagen tragen lassen. Tragen! Als hätte man ihr in den Bauch geschossen, statt dass sie ein Kind auf die Welt gebracht hätte.
Natürlich strengt so eine Geburt an, und es wäre im Normalfall nicht weiter schlimm gewesen, hätte sich die junge Mutter in den Krankenwagen tragen lassen, sie soll sich ja auch nicht verausgaben. Aber wenn sich dann so eine wandelnde Schwarte schleppen lässt, strengt das nicht nur die Sanitäter unnötig an (die dann womöglich bei ihrem nächsten Patienten dermaßen verausgabt sind dass sie keine Puste mehr haben um ihn zu beatmen), es kostet auch Zeit. Das sind dann die wenigen Minuten, die Peter Mustermann und Otto Normalbürger fehlen, nachdem sie mit der Gabel das Brot aus dem Toaster fischen wollten. Und wenn sie dann an die Himmelspforte anklopfen, sagt man ihnen dass sie nur krepiert sind, weil die Sanitäter damit beschäftigt waren dicke Menschen durch die Gegend zu tragen.
Würde man jedoch Fettleibigkeit unter Strafe stellen (und dumme Menschen in Fabriken arbeiten lassen), wäre die Welt ein viel besserer Ort. Ausgenommen wären natürlich bereits oben ausgeschlossene krankheitsbedingte Dicke.
Allen anderen würde man einfach in einem Fitnessstudio einsperren, mit stark gekürzten Rationen, und sie erst dann wieder rauslassen wenn sie ihr Idealgewicht erreicht haben. Und selbstverständlich müssten sie selbst für die ganze Behandlung zahlen. Damit kommt neues Geld in die Staatskasse, die Krankenkassen werden entlastet weil die Volksgesundheit steigt, Krankenkassenbeiträge und Steuern können gesenkt werden, die Praxisgebühr entfällt - aber auch das bleibt wohl Wunschdenken.
Wobei die Möglichkeit, alle dicken Menschen auf eine einsame Insel zu schicken, durchaus auch eine Überlegung wert wäre...