Museen

Sonntag, 14. Dezember 2008
Wenn wir nicht gerade die dreieckigen Dinger die in den Himmel ragen besuchten oder unser Leben im ägyptischen Straßenverkehr riskierten, verbrachten wir die eine oder andere Stunde in diversen Museen. Am vielversprechendsten war dabei wohl das Ägyptische Nationalmuseum in der Kairoer Innenstadt, in dem wohl schon die Franzosen seinerzeit die paar Einzelteile die sie von der altägyptischen Kultur intakt gelassen haben (es war bekanntlich Napoleon der der Sphinx die Nase abschießen ließ) und die sie selber nicht gebrauchen konnten (man denke an den Obelisken in Paris) zusammengetragen haben. Danach waren die Engländer am Werk, und schlussendlich haben die Ägypter den Laden selbst übernommen.
Sieht doch schon vielversprechend aus. Die Farben schon etwas ausgebleicht, aber das ist man mittlerweile ja gewohnt. Links und rechts vor der großen Eingangstür standen noch mehr Statuen, auch ein wenig Grünzeug, hinter der Kamera die erste Sicherheitsschleuse und die Ticketschalter.
Einmal durch die Tür kam dann noch mehr Security, in der Hinsicht sind ägyptische Museen besser ausgerüstet als ihre Flughäfen, nur dass wir es von den bisher getroffenen Sicherheitsleuten gewohnt waren, dass sie entweder ihre Metalldetektoren ausgeschaltet hatten, oder diese so fein eingestellt waren dass sie bei jedem anschlugen, und daher alle kommentarlos durchgewinkt wurden. Nicht so hier, im Ägyptischen Museum wird Sicherheit groß geschrieben. Ich war entsprechend leicht irritiert als man mich nach dem Piepen am Detektor angehalten hat, wollte schon erklärend auf meine Gürtelschnalle deuten während ich zugleich die Befürchtung hegte, ein paar kostbare Cent als Tipsi abgeben zu müssen, als der Mann nach meinem Schlüsselbund und der damit verbundenen leichten Ausbeulung der Hosentasche griff. In geschliffenem Pidgin-Englisch erkundigte er sich ob ich eine verborgene Waffe mit mir herumführte und wenn nicht, was denn dann der Inhalt der Hosentasche sei.
"Knife?", sagte er also, mit leicht beängstigendem hoffnungsvollen Glitzern in den Augen.
"Keys," gab ich als Erklärung zurück, woraufhin er mir, nicht minder eloquent, zu verstehen gab dass ich einen vertrauenswürdigen Eindruck machte und er mich daher passieren lassen würde: "Ah."

Endlich im Museum angekommen ließ unsere Begeisterung spürbar nach. Die Ägypter haben in dem Gebäude tatsächlich so ziemlich jeden Ramsch zusammengetragen die sie im Laufe der letzten paar Jahrhunderte ausgegraben haben (oder vielmehr, den andere Nationen ausgegraben haben), und haben das alles auch einigermaßen chronologisch sortiert, das war es dann aber auch schon mit der Ordnung. Letztendlich ist alles irgendwie thematisch zusammengestellt, und die einzigen Schilder die einem wirklich Auskunft darüber geben was das denn nun ist was da in den Räumen steht sind die alten hölzernen die die Franzosen da gelassen haben. Die hängen aber natürlich nicht überall...
Nachdem wir den ganzen Kram einmal abgelaufen hatten - antichronologisch, weil am Eingang nirgends Jahreszahlen oder Richtungsanzeiger standen und es letztlich auch völlig egal war - und uns unterwegs über die vielen Kunststudenten gewundert hatten die diverse Exponate abzeichneten, machten wir uns auf zu den Mumien, zahlten (verhältnismäßig) horrend viel Eintritt, betrachteten mit wenig Begeisterung die eingewickelten Leichname und mit wesentlich mehr Begeisterung die beiden Handwerker die begannen einen der Ausstellungskästen abzubauen (wobei es anfangs eher wirkte als wollten sie ihn abreißen), und stellten wilde Spekulationen an warum denn nun die eine Mumie eine wesentlich niedrigere Luftfeuchtigkeit in ihrem kasten braucht als die andere, ohne zu einem zufriedenstellenden Ergebnis zu kommen.
Weiter ging es in den Raum in dem Tutenchamuns Grabbeigaben ausgestellt waren, und in dem ein beleibter Mann über den Einhalt des Fotografierverbots wachte. Zwei verwackelte Handyfotos und eine Ermahnung später waren wir dann durch mit dem Museum.

Tags darauf hatten wir den Ramsesplatz und den Abdin Palast als Ausflugsziel erkoren, zwischendrin ein flotter Fußmarsch, wir sind schließlich jung und sportlich. Am Ramesis Square stand mal eine Statue von Ramses, die wurde wegen der Abgase weggeschafft und wir hatten sie an anderer Stelle bereits liegenderweise besichtigen können. Mein Vater meinte jedoch zu wissen, dass da nun ein Nachbau der Statue stünde. Dem war nicht so. Die nach dem Standort der Statue befragten Ägypter machten einen belustigten Eindruck, wir besichtigten ersatzweise den Hauptbahnhof, und machten uns auf den Weg zum Palast, in dem ägyptischen Staatschefs gemachte Geschenke gelagert werden.
Eine gefühlte Ewigkeit Ein paar Kilometer später erreichten wir schließlich in leicht erwärmtem Zustand den Palast.

Ja, der Palast geht noch außerhalb des Bildes eine Ecke weiter, der ist wirklich so groß. Das dort auf dem Bild, das ist der Haupteingang. An dem erkundigten wir uns, da die schwer bewaffneten Sicherheitskräfte nicht aussahen als verkauften sie in Nebentätigkeit auch Eintrittskarten, wohin wir denn gehen müssten um in den Palast zu kommen. Wussten sie seltsamerweise nicht, sie schickten uns aber einen Posten weiter. Der war ein paar hundert Meter entfernt an der Ecke des Palastes, und schien schon etwas mehr Ahnung zu haben, jedenfalls schickte er uns auch weiter. Hier gleich bei ihm um die Ecke, dann um die nächste Ecke, dann ein Stück geradeaus, da ginge es dann hinein. Hach, da sind wir ja gleich da, dachten wir uns, bogen um die Ecke, und sahen zu unserer Linken eine Palastmauer die sich scheinbar bis zum Horizont erstreckte.
Nachdem wir den Palast zu etwa zwei Dritteln umrundet hatten fanden wir endlich den Besuchereingang mit Sicherheitsleuten, Detektoren, und einem eifrigen Mann der sich, wie ein verdurstender in der Wüste, nach unseren Tickets erkundigte. Ja, hm, Tickets, hätten wir auch ganz gerne. Gibts hier nicht? Ach, da hinten, eine halbe Ewigkeit entfernt, auf der anderen Straßenseite, hinter einer gesenkten und bewachten Schranke, und nicht im geringsten ausgeschildert? Ja da hätten wir auch gleich drauf kommen können.
Um ein paar Cent ärmer und ein paar Tickets reicher ging es dann endlich rein in den Palast:

Hübsch da, und so viele Kanonen.
Neben dem weitläufigen Garten (voller Kanonen) und einiger Innenhöfe (voller Kanonen) gab es auch noch die Innenräume. Was da drin war kann man vielleicht schon ansatzweise erraten...

Tatsächlich waren drinnen nicht nur Kanonen. Auch Gewehre, Pistolen, Messer, Schwerter, Rüstungen, Orden, Modelle (auch von Kanonen) und Gemälde (auf einigen davon Kanonen) fanden sich im Palast. Im Bild übrigens neben vergoldeten Waffen auch zwei gespiegelte Idioten, die selbstverständlich mit vollster Absicht aufgenommen wurden.
Ein paar der eigentümlicheren Gerätschaften (etwa Taschenmesser die so dick waren wie mein Unterarm oder Kombinationen von Schwert und Pistole) waren durchaus faszinierend, aber irgendwann hatten dann selbst wir uns an dem vielen Schießkram satt gesehen, und wollten uns langsam gen Ausgang wenden. Erst nochmal in dem Besuchercafé Pause machen, dachten wir uns. Da war zwar außer uns kein Mensch, aber immerhin waren da Stühle, und die waren so langsam auch bitter nötig. Einen halben Marathon durch Kairo zu latschen nur um dann im Museum die andere Hälfte zu absolvieren ist nicht unbedingt erholsam. Wir vernichteten dann jedenfalls unsere Wasserreserven, schließlich würden wir gleich draußen mehr Wasser kaufen können, und machten uns auf die Suche nach dem Ausgang. Auf dieser Suche begegneten wir auch den ersten anderen Besuchern, zuvor waren wir in dem riesigen Palast vollkommen allein gewesen. Vollkommen allein bis auf den Wachmann in jedem einzelnen Raum, versteht sich. Wir machten einen großen Bogen um die anderen Besucher, fanden schließlich eine Tür durch die wir noch nicht gegangen waren, fanden uns voller Hoffnung vor einem großen Tor wieder, und wurden prompt weitergeschickt. Da links müssten wir weiter zum Ausgang.
Fein, machen wir. Rein in die Tür, kurz wahrgenommen dass da noch etwas Ramsch in Vitrinen den Weg säumte, einen Blick in die angrenzenden Räume geworfen, die auch voller Ramsch waren, und dann erst ging uns auf dass wir nun in der zweiten Hälfte des Museums waren. In der Hälfte, die voll mit allem war was nicht irgendwie mit Waffen verwandt war. Kurz gefasst: Es war alles aus Gold, was nicht aus Gold war war aus Porzellan, und wir hatten Durst.

Außerdem waren wir noch im War Panorama, einem ziemlich großen Gebäude das einzig der Propaganda über den Oktoberkrieg gewidmet ist, schon fast zu abstrus um wahr zu sein, wo wohl regelmäßig Schulklassen beigebracht wird dass Allah groß und die Juden der Feind sind und das eigentlich einen eigenen Beitrag verdient hätte, sowie im Imhotep Museum (Pyramidenarchitekt), in der Zitadelle, im bereits erwähnten Sonnenbootmuseum, in einer alten koptischen Kirche, und an diversen anderen Orten variierender Sehenswürdigkeit die mir auf die Schnelle entfallen sind.

So, wenn wir uns beeilen schaffen wir die letzten Teile der Reihe gerade noch vor Weihnachten.

1 Kommentare:

Madse hat gesagt…

Schon cool das mit den vergoldeten Waffen... Sogar mit eingepraegter Palme auf den SVD-Magazinen... Obwohl die Palme sehr nach Afrikakorps aussieht xD