Gestern Nachmittag befand ich mich - unfreiwilligerweise - in einer überfüllten S-Bahn, zwei alten Damen Schachteln gegenüber. Der Typ in den frühen Sechzigern, der sich noch nicht wirklich eingestehen will dass alles aus ist, und sich morgens vor dem Spiegel vorbetet dass man immer so jung ist wie man sich fühlt.
Bei der Anzahl Falten würde ich mich allerdings ziemlich alt fühlen.
Dabei stammen die Falten nicht einmal allein vom Alter, ein großer Teil davon kommt vom übermäßigen Gebrauch der Sonnenbank, dem letzten verzweifelten Versuch noch irgendwie jung zu bleiben. Das ging zwar noch nie gut, und mittlerweile sollte selbst der letzte Depp begriffen haben dass zu viel Sonnenbank Falten macht (von der "gesunden" rötlichen Hautfarbe ganz zu schweigen), das ist diesem TypMensch Frau aber entweder egal, oder es ist zu ihnen noch nicht ganz durchgedrungen.
Man ist natürlich auch immer so jung, wie man sich anzieht, unter den rot leuchtenden Gesichtern befand sich also die neueste Kollektion von H&M (nehme ich zumindest an), so dass man die eine, wenn sie einem den Rücken zugewandt hatte, für die Tochter der anderen halten konnte. Dazu passte auch der belehrende Tonfall den sie der anderen gegenüber anschlug. Man kann sich vorstellen wie überrascht ich war als die andere sich dann umdrehte.
Da standen die beiden Squaws mir also gegenüber, und ich konnte gar nicht anders als einzelne Konversationsfetzen zu überhören. Das sei ja hier wie damals in der DDR, sagte die eine - die ich der Einfachheit halber jetzt als "die Mutter" bezeichnen werde, weil das mein erster Eindruck war -, natürlich in dem typischen, in Nostalgie schwelgenden Tonfall, der für die Erinnerung an einen faschistischen Polizeistaat angemessen ist.
In der DDR waren die Busse nämlich immer überfüllt, wenn man morgens zur Arbeit musste. Da musste man schonmal vier Busse fahren lassen, bis in einem Platz war. Jaja, das waren noch Zeiten. Bei der "Tochter" wurde man derweil den Eindruck nicht los, sie nicke einfach nur damit die Andere bald Ruhe gebe.
Das änderte sich jedoch schlagartig, als die Unterhaltung sich irgendeinem anderen Thema zuwandte. Worum es ging kann ich nicht sagen, ich war jedoch kurz davor, den beiden Frauen zu raten, nur noch abwechselnd zu reden, statt gleichzeitig. Dann müssten sie sich auch nicht gegenseitig zu übertönen versuchen, die gesamte restliche Bahn würde ihre Lautstärke nicht anheben müssen um sich trotz ihrer Unterhaltung verständlich machen zu können, der Gesamtlautstärkepegel würde sinken, und sie würden vielleicht sogar verstehen was die jeweils andere sagt.
Bevor ich dazu aber Gelegenheit gehabt hätte, schob sich zwischen die Rothäute und mich ein junges, wild turtelndes Pärchen. Weil den Damen das wohl zu nahe war, und sie schätzungsweise das Bedürfnis hatten über "die Jugend von heute" zu lästern, senkten sie ihre Stimmen. Sogar die beiden merkten aber wohl, dass "die Jugend von heute" noch viel zu nahe stand um ihr Geschwätz zu überhören, deshalb verzerrte die "Tochter" ihr gesamtes Gesicht zu einer Fratze, um aus dem Mundwinkel mit ihrer Begleiterin reden zu können. Aus dem Mundwinkel.
Dazu musste sie zwar in doppelter Lautstärke reden, damit das Genuschel einigermaßen verständlich wurde, aber aus dem Mundwinkel zu reden - das weiß jedes Grundschulkind - sorgt dafür, dass einen nur der Angeredete verstehen kann.
Währenddessen musste ich stark an mich halten, um nicht entweder laut zu lachen, oder die Mundbewegung ungläubig zu imitieren. Und ich musste mich die restliche Fahrt lang sehr beherrschen, dass ich die Frau nicht anstarrte, in der Hoffnung noch einmal so etwas amüsantes zu Gesicht zu bekommen.
Zu allem Überfluss meinte kurz darauf noch eine Familie samt Kinderwagen, sie müsse jetzt unbedingt sofort mit der Bahn fahren, egal wie voll die war, und entsprechend gequetscht durfte ich die nächsten paar Stationen verbringen. In dieser Zeit beugte sich die "Mutter" natürlich über den Kinderwagen, und gruselte das arme Kind darin mit ihrer Teufelsfratze, aber das kennt man ja. Nachdem der Kinderwagen dann wieder raus war wurden auch einige Plätze frei, so dass ich die restliche Fahrt außer akustischer Reichweite der Tratschtanten verbringen konnte.
Bei der Anzahl Falten würde ich mich allerdings ziemlich alt fühlen.
Dabei stammen die Falten nicht einmal allein vom Alter, ein großer Teil davon kommt vom übermäßigen Gebrauch der Sonnenbank, dem letzten verzweifelten Versuch noch irgendwie jung zu bleiben. Das ging zwar noch nie gut, und mittlerweile sollte selbst der letzte Depp begriffen haben dass zu viel Sonnenbank Falten macht (von der "gesunden" rötlichen Hautfarbe ganz zu schweigen), das ist diesem Typ
Man ist natürlich auch immer so jung, wie man sich anzieht, unter den rot leuchtenden Gesichtern befand sich also die neueste Kollektion von H&M (nehme ich zumindest an), so dass man die eine, wenn sie einem den Rücken zugewandt hatte, für die Tochter der anderen halten konnte. Dazu passte auch der belehrende Tonfall den sie der anderen gegenüber anschlug. Man kann sich vorstellen wie überrascht ich war als die andere sich dann umdrehte.
Da standen die beiden Squaws mir also gegenüber, und ich konnte gar nicht anders als einzelne Konversationsfetzen zu überhören. Das sei ja hier wie damals in der DDR, sagte die eine - die ich der Einfachheit halber jetzt als "die Mutter" bezeichnen werde, weil das mein erster Eindruck war -, natürlich in dem typischen, in Nostalgie schwelgenden Tonfall, der für die Erinnerung an einen faschistischen Polizeistaat angemessen ist.
In der DDR waren die Busse nämlich immer überfüllt, wenn man morgens zur Arbeit musste. Da musste man schonmal vier Busse fahren lassen, bis in einem Platz war. Jaja, das waren noch Zeiten. Bei der "Tochter" wurde man derweil den Eindruck nicht los, sie nicke einfach nur damit die Andere bald Ruhe gebe.
Das änderte sich jedoch schlagartig, als die Unterhaltung sich irgendeinem anderen Thema zuwandte. Worum es ging kann ich nicht sagen, ich war jedoch kurz davor, den beiden Frauen zu raten, nur noch abwechselnd zu reden, statt gleichzeitig. Dann müssten sie sich auch nicht gegenseitig zu übertönen versuchen, die gesamte restliche Bahn würde ihre Lautstärke nicht anheben müssen um sich trotz ihrer Unterhaltung verständlich machen zu können, der Gesamtlautstärkepegel würde sinken, und sie würden vielleicht sogar verstehen was die jeweils andere sagt.
Bevor ich dazu aber Gelegenheit gehabt hätte, schob sich zwischen die Rothäute und mich ein junges, wild turtelndes Pärchen. Weil den Damen das wohl zu nahe war, und sie schätzungsweise das Bedürfnis hatten über "die Jugend von heute" zu lästern, senkten sie ihre Stimmen. Sogar die beiden merkten aber wohl, dass "die Jugend von heute" noch viel zu nahe stand um ihr Geschwätz zu überhören, deshalb verzerrte die "Tochter" ihr gesamtes Gesicht zu einer Fratze, um aus dem Mundwinkel mit ihrer Begleiterin reden zu können. Aus dem Mundwinkel.
Dazu musste sie zwar in doppelter Lautstärke reden, damit das Genuschel einigermaßen verständlich wurde, aber aus dem Mundwinkel zu reden - das weiß jedes Grundschulkind - sorgt dafür, dass einen nur der Angeredete verstehen kann.
Währenddessen musste ich stark an mich halten, um nicht entweder laut zu lachen, oder die Mundbewegung ungläubig zu imitieren. Und ich musste mich die restliche Fahrt lang sehr beherrschen, dass ich die Frau nicht anstarrte, in der Hoffnung noch einmal so etwas amüsantes zu Gesicht zu bekommen.
Zu allem Überfluss meinte kurz darauf noch eine Familie samt Kinderwagen, sie müsse jetzt unbedingt sofort mit der Bahn fahren, egal wie voll die war, und entsprechend gequetscht durfte ich die nächsten paar Stationen verbringen. In dieser Zeit beugte sich die "Mutter" natürlich über den Kinderwagen, und gruselte das arme Kind darin mit ihrer Teufelsfratze, aber das kennt man ja. Nachdem der Kinderwagen dann wieder raus war wurden auch einige Plätze frei, so dass ich die restliche Fahrt außer akustischer Reichweite der Tratschtanten verbringen konnte.
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